Gestern Abend ist mein Hund Otto davon gelaufen. Zwei Stunden später rief ein Nachbar an und sprach von Schrotflinte, Kadavern und Berglöwen – offensichtlich keine gute Kombination mit Otto in der Mitte. Also bin ich rübergefahren, um meinen Hund einzusammeln. Im Auto sind es so rund fünf Kilometer, Feldwege hauptsächlich, von unserem Haus zu seinem, die ich im Dämmerlicht schön langsam abfuhr, falls ich unterwegs schon über Otto stolpern sollte. Bin ich aber nicht und beim Nachbarn war er inzwischen auch nicht mehr. Wie sich so nach und nach herauskristallisierte, war in der vorigen Nacht beim Nachbarn eine Antilope geschlagen worden. Dieser Kadaver hatte wärend des Tages eine Reihe Geier angelockt und die appetitanregenden Geruchsmoleküle frischer Eingeweide hatte offensichtlich auch unsern Zwinger erreicht. Als wir dann vom Einkaufen nach Hause kamen und in aller Unschuld das Tor öffneten, hat sich Otto sofort auf die Suche nach einer guten Mahlzeit gemacht. Otto ist sehr groß, ein Kangal, blond. Man könnte ihn von der Ferne, im Halbdunkeln, vielleicht, eventuell, wenn man nur an Spielzeughunde gewöhnt ist, für einen Berglöwen halten. Whatever. Das meint zumindest mein Nachbar, aber da er schon einmal auf unseren anderen Hund geschossen hat, der wie ein ganz normaler Hund aussieht, habe ich so meine Zweifel. Otto ist erst sehr viel später, aber gesund und munter wieder nach Hause spaziert. Ich hoffe, er hat sich gut amüsiert!